janni weibel
Ein bis anhin froher Lebenslauf
Ich freue mich, dass ich geboren bin.
In Basel am Rhein, 1949.
Meines Vaters Geburtsort liegt auch am Rhein.
Danis ist ein kleines Dorf im bündnerischen Oberland.
Meine Mutter kommt aus einem Fünfzigseelendorf in Holland,
wo der Rhein mündet.
Die holländische Grossmutter hiess Jannigje.
Nach ihr wurde ich getauft.
Leider habe ich sie nie kennen gelernt.
Meine Tata, die Grossmutter mit den Ziegen und den Hühnern und den
Strohmatratzen, hiess Rosa.
Rosa ist mein zweiter Vorname.
Die Tata und der Tat, ihr Häuschen und der Stall, gehören zu meinen
wertvollsten Kindheitserinnerungen.
Mit siebzehn habe ich Toni kennen gelernt, mit einundzwanzig wurde ich seine Frau.
1967 - 1970 Ausbildung zur Röntgenassistentin
1971 - 1973 Hotelfachschule in Lausanne
1973 Geburt des ersten Kindes, Stephan Toni
1975 - 1980 leben und arbeiten wir in Kenia
1976 Geburt von Tochter Simone Toni in Nairobi
1977 - 1980 entstehen in Mombasa 75 grosse Wandbilder
1980 Rückkehr in die Schweiz
Geburt von Sohn Jann Toni
Es folgen 20 Jahre der Malerei. Mit viel Leidenschaft, Atelierfesten und mehreren Ausstellungen. Eine gute Zeit!
1997 Begegnung mit dem Bildhauer Professor Jo Jastram,
im mecklenburgischen Kneese.
In seinem Atelier wird mir klar was ich will.
Formen! Dreidimensional arbeiten! Mit Gips, Wachs, Ton!
Jo Jastram wird mein Lehrer und Mentor.
Er nannte mich seine Meisterschülerin!
Das hörte sich gut an!
Nun bin ich der Schülerin entwachsen und lerne immer noch.
Mit jeder neuen Aufgabe vegrössert sich das Wissen um Ausdruck, Haltung, Komposition und Techniken.
Die Leidenschaft und Freude an der Bildhauerei hat, bis zum heutigen Tag, um kein Qentchen nachgelassen.
im altelier bei jo jastram
frühjahr 2000
Wäre ich Jo Jastram nicht begegnet, hätte ich wohl nie erfahren, welch grossen Schatz die Bildhauerei für mich bereit halten sollte.
Wie viel Freude und Kraft das Formen in drei Dimensionen bedeutet.
Viel habe ich ihm zu verdanken. Er war mein Meister und Mentor.
Ein Freund.
Lange Gespräche über Sinn und Unsinn der Kunstkritik haben wir geführt, der Suche nach der eigenen Wahrheit, des Zeitgeistes, der die Kunstform bestimmt, und Mut, den es braucht, gegen denselbigen zu schwimmen. Sich nicht fremdbestimmen zu lassen, nicht von Kommerz und nicht von Kritikern. Sich treu sein, das hat Jo gross geschrieben, sozusagen in Bronze gegossen.
Diese Zeiten in Kneese bei Rostock sind mir heilig. Dafür danke ich Jo und seiner lieben Frau Inge, auch sie eine wunderbare Künstlerin.
In meinem Atelier, bei der Arbeit, führe ich immer wieder leise Gespräche mit meinem
Lehrer. Manchmal denke ich, schaut er mir über die Schulter, um mich an seine
Lehrsätze zu erinnern, dann, wenn ich nicht weiter weiss.
Seine Worte sind immer wieder sehr präsent. Er hat nur wenige gebraucht, aber die waren immer wichtig, und eindrücklich.
Jo Jastram ist im Januar 2011 gestorben.
Janni Weibel, November 2018
Für Janni Weibel
von Jo Jastram, Professor für bildende Künste
In den bildenden Künsten ist akademisch gelenkte Ausbildung – gesteuerte Entwicklung also – nur für einen Unentwegten fruchtbar, und das nur dann, wenn eine solche Ausbildung dem Lernenden Hilfe gibt, eigene Befindlichkeiten, eigene Findungen in ein Bild zu fassen.
Andre Wege gibt es auch, gute. Das belegen nicht nur wunderbare und zwingende Kunstleistungen aus Zeiten, in denen es noch keine akademischen Ausbildungsgänge gab, sondern auch Bilder, Figuren und Objekte wie sie heute von Autodidakten erfunden und geschaffen werden, von Menschen eben, die frei von gängelnden Lehrmeinungen ihre Empfindungen preisgeben.
Eine solche ist Janni Weibel.
In der Mitte der siebziger Jahre im afrikanischen Kenya, ging es nach tastenden Versuchen richtig los. Auslöser war ein rastloser und erfolgreicher Manager – Kunstfreund und Kunstkenner zugleich. Er hatte in der Wohnung der Weibels ein Bild gesehen, das ihn interessierte (Äthiopischer Musikant mit Harfe). Dieser Mann liess sie die Bungalows einer Feriensiedlung ausmalen. Sie, die Janni Weibel, hatte nun eine Aufgabe die sie mit Hingabe zu erfüllen begann. Die naiven, linear zeichenhaften Malereien der Afrikaner lieferten die Anregung, die gute Aufgabe wurde zum Engagement – malen zu einem wesentlichen Lebensinhalt.
Kein Wunder, dass Janni nach ihrer Rückkehr in die Schweiz nach Chur – zurück in das so schöne aber auch vergleichsweise enge Alpental – weiter malte.
Nun aber malt sie Tafelbilder. Sie übersieht die gängig und gut verkaufbar gewordene Primamalerei mit breiten Pinseln – arbeitet in lasierender Malerei mit grosser Sorgfalt heraus, was nur sie selbst übersieht und ihr Fühlen von den Dingen so fest zu schreiben vermag. Es enstehen stille, gute, sehr ernste und ernst zu nehmende Bilder, deren besonderes Zeichen ist, dass sie weder austauschbar noch beliebig sind, sie bedeuten Janni Weibels Sicht in unsere Welt hinein.
Bei einem Besuch im Norden Deutschlands, in Mecklenburg, einem weiten Land mit tiefem Horizont, kommt sie in der Mitte der neunziger Jahre in ein Bildhaueratelier.
Sie sieht und erlebt dort das Enstehen mehrdimensionaler Figuren und Gebilde und spürt schnell, dass solches Arbeiten wohl das für sie Notwendige, überhaupt das Richtige sein muss. Ein Termin zu gemeinsamer Arbeit wird verabredet, Janni reist an, im Atelier wird kribisches Bauen geübt – Mass, Richtung, Raum, Volumina und wertende Dimension probiert und geübt. Erste räumliche Kompositionen entstehen.
Weitere Studien und Arbeitsbegegnungen folgen, in denen der unermüdliche und kritische Arbeitswille der Janni Weibel ebenso erkennbar wird, wie auch ihre kaum zu erschütternde Selbstbehauptung im Strudel der neuen, unerwarteten Erfahrungen.
Immer dann, wenn sie allein der Stille der Werkstatt ausgesetzt, ungestört und unabhängig von Kritik oder ermunterndem Zuspruch, mit ihren meist stillen, versinnlichten Figuren beschäftigt ist, übernimmt ihre ganze eigene Vorstellung von den Dingen das Diktat, dem ihre Hände suchend folgen.
Und das ist gut so!
Die berührende Innigkeit ohne Überschwänglichkeit, noble Haltung und die sensible Modulation erklärt auch das zunehmend öffentliche Interesse, das die Arbeiten der Künstlerin finden.
Janni Weibel kann noch – was selten geworden ist – von sogenannten Alltagsdingen betroffen sein – Alltags- dingen, die genährt und geworden sind aus der Mentalität und der Art des Denkens der Alpentalbewohner, worauf Bildung und Erfahrung bereichernd gewirkt haben.
Der Freund sieht mit Freude, mit welchem Mut und welchem grossen Einsatz sich Janni Weibel aus Verlangen und Veranlagung enwickelt hat
zu selbständiger künstlerischer Arbeit, vor allem aus sich selbst.
Mit allerbesten Wünschen
Jo Jastram